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Illustration einer braunhaarigen Frau, die in ein Buch schaut.
Behind the Scenes

Leichte Sprache braucht Übung – und Haltung

April 2025

Als Kommunikationsagentur ist es unser tägliches Geschäft, Inhalte verständlich aufzubereiten. Wir bringen Komplexes auf den Punkt, finden die richtigen Worte und gestalten visuelle Kommunikation für unterschiedliche Zielgruppen. Dass es dabei jedoch noch einen großen Unterschied zwischen „verständlich“ und „wirklich barrierearm“ gibt, hat uns unser Workshop zur Leichten Sprache erneut eindrücklich vor Augen geführt.

Leichte Sprache – nicht leicht gemacht

Was genau Leichte Sprache ist, haben wir bereits in einem früheren Beitrag ausführlich beschrieben. Der Workshop mit Miriam Blasco-Gärtner von textsicher.de – Büro für Leichte Sprache und Teil der Lebenshilfe Werkstatt München – hat uns nun eine wertvolle, praktische Perspektive eröffnet: Leichte Sprache ist nicht einfach ein Regelwerk. Sie ist eine Haltung. Und sie verlangt viel mehr als nur kürzere Sätze oder einfache Wörter.

Leichte Sprache ist Verantwortung

Eine Frage gleich zu Beginn des Workshops hat uns besonders beschäftigt: „Von wie vielen Menschen möchten Sie verstanden werden?“ Die Antwort darauf hat viel mit Verantwortung zu tun. Denn über 90 Prozent der öffentlichen Kommunikation in Deutschland richtet sich sprachlich an ein akademisches Publikum – obwohl ein großer Teil der Bevölkerung diesen Anspruch nicht erfüllen kann. Rund 10 bis 20 Millionen Menschen benötigen Leichte Sprache, um sich im Alltag zurechtzufinden, ihre Rechte wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen.

Für uns als Agentur bedeutet das: Es reicht nicht, Inhalte „auch verständlich“ zu formulieren. Wir müssen sie aktiv so gestalten, dass sie für alle verständlich sind – und unsere Kunden immer wieder dafür sensibilisieren.

Kuchendiagramm: 90% der von Unternehmen und Behörden herausgegebenen Informationen sind in C1 und C2 verfasst

Du möchtest deine (Web-)Texte für alle Menschen zugänglich machen? Wir schauen gemeinsam, wo Handlungsbedarf besteht!

Lass uns loslegen!

Unsere wichtigsten Learnings aus dem Workshop

1. Leichte Sprache braucht Perspektivwechsel

Eine der größten Herausforderungen war es, unsere gewohnten Kommunikationsmuster zu verlassen. Wir sind es gewohnt, auf hohem sprachlichem Niveau zu arbeiten. In der Leichten Sprache ist das hinderlich. Plötzlich sind Redewendungen, Metaphern oder bildhafte Sprache Stolperfallen – weil sie sich nicht eins zu eins erschließen lassen.
Was für uns logisch oder „eh klar“ ist, kann für Menschen mit geistiger Behinderung unverständlich bleiben. Genau hier beginnt echte Inklusion: Wenn wir bereit sind, unsere Sichtweise zu hinterfragen.
 

Grafische Darstellung von den Sprachniveaus von A1 bis C2

2. Bilder sagen nicht immer mehr als Worte

Auch visuelle Kommunikation wurde im Workshop intensiv besprochen. Was uns auf den ersten Blick als gelungene Illustration erscheint, kann für die Zielgruppe völlig unklar sein. Karikaturen, abstrahierte Figuren, symbolische Darstellungen – all das funktioniert oft nicht.
„Wo wir in ein paar Strichen Menschen erkennen, sieht die Zielgruppe nur Striche und Kreise“, wie Miriam Blasco-Gärtner es formulierte. Ein Aha-Moment für unser Design-Team – und eine Erinnerung daran, wie sehr wir von unseren eigenen Sehgewohnheiten geprägt sind.

 

3. KI kann helfen – aber nicht ersetzen

Natürlich haben wir auch getestet, inwiefern KI-gestützte Tools die Übersetzung in Leichte Sprache unterstützen können. Das Fazit: begrenzt hilfreich. KI kann zwar beim Reduzieren und Strukturieren assistieren, aber das echte Verständnis für die Zielgruppe ersetzt sie nicht. Empathie, Erfahrung und das Feedback der Prüflesenden bleiben unerlässlich.

 

4. Leichte Sprache soll nicht nur verständlich sein – sondern Freude machen

Ein besonders schönes Zitat aus dem Workshop stammt von einem Prüfer der Lebenshilfe-Werkstatt:

„Ein Text soll nicht nur leicht sein. Es soll auch Spaß machen, ihn zu lesen.“

Diese Haltung nehmen wir mit. Denn Leichte Sprache ist keine abgespeckte Sprache – sie ist eine Einladung zur Teilhabe, zur Selbstbestimmung und zur Freude an Sprache.

Unser Fazit

Leichte Sprache ist anspruchsvoller, als sie klingt. Sie fordert uns heraus – fachlich, gestalterisch und menschlich. Aber sie ist auch eine Chance: für bessere Kommunikation und wirkliche Barrierefreiheit. Deshalb unterstützen wir unsere Kunden auf dem Weg zu inklusiven Inhalten. Egal, ob es um die Übersetzung von Texten oder Illustrationen in Leichter Sprache geht – wenn du die Menschen mit deiner Kommunikation uneingeschränkt erreichen möchtest, stehen wir dir gerne zur Seite.

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